Bei dem Gedanken an die ersten Golf-Videos, die ich bei Youtube gefunden habe, gruselt es mich noch heute. Pixelige Aufnahmen, steife Golfer, die irgendwo im Bild herumstehen und in ein rauschendes Mikrofon irgendwelche Feinheiten des Golfsports rufen. Ein Grauen. Mittlerweile haben die Video-Blogger („Vlogger“) allerdings kräftig aufgerüstet.
Was man mittlerweile findet, ist mehr als nur respektabel, sowohl inhaltlich als auch technisch. Die Beiträge sind gut gefilmt und geschnitten, die Themenauswahl ist oben drauf wirklich spannend. Es gibt ein paar echte Könner unter den Golf-Vloggern – häufig leider nur im englischsprachigen Raum.
Inhalt
Ein kleiner Überblick über die Golf-Vlogs, die ich in irgend einer Form beeindruckend oder bemerkenswert finde.
KW Golf
Als ich anfing, diesen kleinen Beitrag zu schreiben und ihn das erste Mal veröffentlicht hatte, war ich mir sicher, dass Marc Crossfield immer der erste in dieser Auflistung sein würde. Nun ist Crossfield etwas nach unten gerutscht, denn am meisten Spaß macht mir inzwischen ein deutscher Vlogger, der in Nürnberg zu Hause ist: Kevin Werner mit seinem Vlog KW Golf.
Kevin begann seinen Blog mit Aufnahmen, die seine Buddys und ihn auf der Golfrunde zeigen. Thematisch ist er mittlerweile deutlich breiter aufgestellt und streut spannende Themen ein wie z. B. „So schlägt sich ein Amateur auf einem Profi-Golfplatz“ (sinngemäß…) oder auch wirklich spannende Reiseberichte aus z. B. Südafrika. Mittlerweile hat er auch Gäste auf seinem Channel, die mitunter wirklich hochkarätig sind, wie z. B. Gary Player oder auch den TV-Sportkommentatoren Sebastian Benesch.
Sebastian Benesch / Gut Golf
Der bereits erwähnte Sebastian Benesch ist es gewohnt, vor der Kamera zu stehen. Als hauptberuflicher Sport-Reporter hat er zudem (vermutlich) regelmäßig Kontakt zu den Profis hinter der Kamera, also zu Kamera-Leuten, Cuttern, etc. Dass der Sebastian einen professionellen Hintergrund hat, merkt man: Die Machtart seines Kanals „Gut Golf“ ist wirklich toll – Präsentation, Kameraführung, Schnitt, Ton… Da passt alles.
Hinzu kommen zum einen der Aufhänger, der sich wie ein roter Faden durch seine Videos zieht (er möchte Scratch-Golfer werden) und dann noch die Gäste, die er auf seine Runden mitnimmt. Die haben es wirklich in sich.
Aufgrund seines Jobs als Reporter trifft er viele Leute, hat super Kontakte, und die nutzt er für seinen Kanal: Dabei sind nicht nur zahlreiche Sportreporter-Legenden (Tom Bartels, Uli Köhler, etc.), sondern auch wirklich bekannte Persönlichkeiten wie z. B. Sepp Maier (mit Sandalen!), Nils Petersen, Philipp Kohlschreiber, Peter Neururer, Martin Harnik und Patrick Owomoyela. Hinzu kommen noch interessante Leute vom Fach wie z. B. Sportpsychologen oder auch Golfschläger-Fitter.
Sehr unterhaltsam und sehr informativ!
Mark Crossfield
Der Golf-Vlog von Mark Crossfield ist der erste über den ich gestolpert bin, bei dem ich ahnte, dass es bei Youtube viel mehr gibt als nur „Halten Sie den Golfschläger so und so …„.
Crossfield fing allerdings ebenfalls mit klassischen Golf-Lehrvideos an (die so mies waren wie die Videos, vor denen ich geflüchtet bin) und zeigt mittlerweile, wie man es richtig macht. Von der Themenauswahl (kurzweilig gemachte Equipment-Tests, Golfschwung-Ratgeber und Golfreisen) über die Machart (Stichworte: Videoschnitt und akustische Untermalung) bis hin zur Präsentation (er selbst vor der Kamera).
Die Golfreisen, die er dokumentiert, lässt er sich von einem Reiseanbieter bezahlen, mit Titleist hat er zudem einen Ausrüstervertrag abgeschlossen. Damit in den Videos keine Langeweile aufkommt, tauchen bei jeder Gelegenheit immer wieder ein paar seiner Freude auf (die “Muppets” – s. Video oben). Ein kluger Schachzug: Die Jungs lernt man nach und nach kennen und fühlt sich irgendwann wie auf einer Golfrunde mit eigenen Kumpels.
Golf-Vlog „Golfholics“
Die beiden Macher von Golfholics sind so amerikanisch, wie man wohl nur amerikanisch sein kann. Alles ist “fantastic” und “gorgeous” und überhaupt wunderbar – und sei es nur ein reingezitterter 3-Meter-Putt. Für mich ist dieser amerikanische Stil noch immer etwas gewöhnungsbedürftig. Aber es lohnt sich dranzubleiben!
Die Jungs können nicht nur richtig gut golfen, die beiden bespielen auch einen atemberaubenden Golfkurs nach dem anderen. Der absolute Knaller ist die Runde in Pebble Beach. Oben drauf gibt es zahlreiche außergewöhnliche Golfplätze rund um San Diego. Alles unglaublich gut gefilmt und geschnitten – beeindruckend! Visuell für mich der stärkste Golf-Vlog.
Nachtrag: Die beiden Golfer produzieren keine neuen Videos mehr, wie sie in einem Video mitteilten. Die gedrehten Videos bleiben allerdings aufrufbar.
Peter Finch
Während sich die Jungs von Golfholics ausschließlich auf schöne Golfplätze konzentrieren, ist Peter Finch ein klassischer Golflehrer. “Finchy” zeigt das ABC des Golfsports und gibt zwischendurch ein paar Ausrüstungstipps. Obendrauf bereist auch er die schönsten Golfplätze der Welt und zeigt hin und wieder mal etwas Kurioses. Ein Könner und ein sympathischer Typ! Eines seiner Highlights: So sieht’s aus, wenn man mit einer 100 Jahre alten Golfausrüstung auf die Runde geht.
Rick Shiels
Rick Shiels ist ein Kumpel von Peter Finch und begann seine Youtube-Karriere in etwa zur gleichen Zeit. Der Vlog von Rick ist noch erfolgreicher als der von Peter (gemessen an den Aufrufzahlen), Rick bekam schon früh einen Ausrüstervertrag und holte sogar Hobby-Golfer Robbie Williams vor die Linse. Persönlich sagt mir Peter ein wenig mehr zu, die Themenauswahl ist bei Rick allerdings wirklich gut. Eines der Highlights: der Test einer Driver-Produktfälschung. Herrlich!
Auch bemerkenswert: der komplette Golfschwung-Videolehrgang! Klasse konzipiert und ebenso gut umgesetzt.
Good Good
Wie schnell sich die Welt im Internet dreht, zeigt der Kanal Good Good. Die Twens aus den USA haben sich innerhalb kürzester Zeit zum erfolgreichsten Golf-Blog der Welt gemausert. Ich tippe mal (bzw. den Hinweis habe ich aus den Kommentaren dieses Beitrags), die Jungs profitieren massiv davon, dass Rick Shiels und Co. für die junge Golfer-Generation extrem angestaubt und unsexy ist – halt „alte, weiße Männer“.
Good Good ist zweifellos interessant, da die Jungs immer wieder neue Golf-Spielformen zeigen. Die Zielgruppenansprache passt auch (s. Video unten), die Reichweite des Channels ist mittlerweile dermaßen groß, dass sich selbst Profi-Golfer wie Rickie Fowler die Ehre geben.
Luke Kwon Golf
Luke Kwon ist eine „Ausgründung“ von Good Good (s. oben). Der „Mutter-Channel“ ist mittlerweile so erfolgreich, dass selbst die einzelnen Protagonisten einen dermaßen großen Bekanntheitsgrad erreicht haben (zumindest in ihrer Zielgruppe), dass sich eigene Youtube-Kanäle lohnen – und zwar nicht zu knapp, wie ich vermute.
Lukes Videos sind in ihrer Machart ein bisschen ruhiger als die von Good Good und konzentrieren sich eher auf die Präsentation schöner Golfplätze (s. z. B. den Beitrag dieses Blogs „
Tobacco Road Golf Club: Ist das der spannendste Golfplatz der Welt?„). Eine gute Entscheidung, wie ich finde, da dieses bei der jungen Zielgruppe tendenziell eher unterrepräsentiert ist.
Christian Heuberger
Einer der wenigen deutschsprachigen Golf-Vlogger, mit denen ich etwas anfangen kann. Christian Heuberger ist Teaching Pro aus Österreich und hat seine Stärke vor allem im Didaktischen: Er erklärt einfach und konzentriert sich dabei auf das Wesentliche. Frei nach dem Motto: Keep it simple.
Was ich z. B. richtig gut finde, ist das Video “HCP -36: Was muss ich können?”. Anfänger erfahren hier, mit welch einfacher Spieltaktik man Spaß und Erfolg haben kann.
Weitere Golf-Vlogs: z. B. Zac Radford und Paige Spiranac
Es gibt mehrere Golf-Vlogs, die eher nicht so im Gedächtnis bleiben, die aber ein oder zwei Videos haben, die dann doch bemerkenswert sind. Bei Zac Radford ist es für mich der Beitrag über den Golfplatz auf Hawaii.
Gleiches gilt für das Hawaii-Video von Paige Spiranac. Ihr “Clickbait” mit besonders knappen Outfits geht mir allerdings etwas auf den Zeiger. Schade, denn Paige kann offensichtlich nicht nur klasse golfen, sondern hat auch ein Auge für tolle Videoaufnahmen.
So oder so: Ihr Plan geht auf. Knapp 100.000 Kanal-Abonnenten sind eine Ansage!
Nachtrag: Zac Radford und Paige Spiranac „unter ferner liefen“ einzuordnen, ist einfach nicht korrekt, wie ich im Nachhinein gemerkt habe. Zac Radfords Video-Aufrufe liegen zum Teil im sechsstelligen Bereich; Paige Spiranac hat allein bei Instagram so viele Follower wie Tiger Woods, nämlich rund 2 Millionen! (Nachtrag zum Nachtrag: Tiger Woods hat bei Instagram mittlerweile weit mehr als 2 Millionen Follower…)
Nachtrag II: Jetzt wird’s verrückt. Paige Spiranac wurde jüngst vom Männermagazin Maxim zur „Sexiest Woman Alive“ gekürt – noch vor Hollywood-Star Megan Fox und Influencerin Kylie Jenner. Spiranac hat mittlerweile deutlich mehr Follower auf ihren Social-Media-Kanälen als Tiger Woods.
[Off topic:] Erik Anders Lang – Adventures in Golf
Eigentlich nicht in diese Reihe gehört die Doku-Serie „Adventures in Golf“. Da die Machart z. T. aber schon sehr in Richtung Golf-Vlog geht, soll die Reihe hier zumindest nicht unerwähnt bleiben.
„Adventures in Golf“ wird auf dem Youtube-Channel Skratch TV ausgestrahlt, der von der PGA-Tour betrieben wird. Macher und Protagonist ist Filmemacher Erik Anders Lang, der auf der Suche nach spannenden Storys verschiedene Länder bereits, außergewöhnliche Golfplätze besucht und mit vielen Leuten spricht. Sehr spannend!
Gleich eine der ersten Folgen ist eine der beeindruckendsten: Erik spielt Golf in den Straßen von Mumbai.
Interessant auch der Blick auf die Platzreife bei uns in Deutschland.
[Off topic II:] Casey Neistat
Last but not least: Casey Neistat. Der Vlogger hat mit Golf zwar absolut nichts am Hut, ist mit seiner Machart allerdings trotzdem eine Inspiration für jeden Golf-Vlog. Bzw. sollte es nach meiner Meinung nach sein. (Näheres lest ihr im Blog-Beitrag zu Casey Neistat).
Good Good?
Golf Sidekick?
Wäre noch nett welche zu erwähnen deren Zielgruppe nicht 50+ ist. 😉
Gerade GoodGood zeigt wie viel Spaß man am Golf auch als junger Mensch haben kann und gibt Einblicke, wie Jung und dynamisch die Sportart in den Staaten ist.
Stimmt. Die zeigen z. B. auch, welche Spielformen richtig Spaß machen.
Komplett richtig – thx für den Hinweis. Good Good ist nachgetragen.