Der Autor dieser Zeilen ist mit einer Irin verheiratet. Bei der Verwandtschaft an der irischen Westküste gibt es ausreichend Gelegenheit der Frage nachzugehen: “Was ist typisch irisch?”

Typisch irisch: Schwarzhaarige

Rory McIlroy - CC BY 2.0
Rory McIlroy – Foto von TourProGolfClubs – CC BY 2.0, Link: s. Textende

Sie glauben, die typisch irische Haarfarbe ist rot? Nicht ganz, denn die (vermutlich) meisten Rothaarigen gibt es ein paar Seemeilen weiter Nordöstlich in Schottland. Die typische Irin und der typische Ire sind dunkelhaarig, fast schon schwarz, mit vielen Locken.

Golf-Fans denken da zum Beispiel an den Nordiren Rory McIlroy.

Rothaarige Iren gibt es dennoch zuhauf: Ganze 10 Prozent der irischen Bevölkerung hat rote Haare. Das sind rund 420.000 Menschen. Zum Vergleich: Weltweit sind etwa 1 bis 2 Prozent aller Menschen rothaarig.

Typisch irisch: Essen aus dem großen Topf

Unglaublich lecker ist der Guinness Pie. Das Gericht ist typisch irisch, denn es enthält zwei der Grundnahrungsmittel der Insel (und das auch noch in einer Auflaufform – ebenfalls typisch irisch): Rindfleisch und Guinness-Bier.

Das Lammfleisch-Equivalent zum Guinness Pie ist das Irish Stew, bei dem neben dem Fleisch viel grob geschnittenes Gemüse im Kochtopf landet.

Ganz wunderbar ist zudem der Shepards Pie (der “Kuchen des Schafshirten”), bei dem eine deftige Rinderhack-Erbsen-Füllung von einem Blätterteig bedeckt und im Ofen gebacken wird.

Nach allen drei Gerichten empfiehlt sich ein kleiner Verdauungsspaziergang – das typisch irische Essen ist mächtig. Dieses ist nicht verwunderlich, denn es ist noch nicht all zu lange her, da viele Iren noch in der körperlich fordernden Landwirtschaft tätig waren.

Neben Rind- und Lammfleisch sind Meeresfrüchte in Irland sehr beliebt. Auch dieses ist kein Wunder: Egal, wo man sich im kleinen Irland befindet – man ist kaum mehr als zwei, drei Autostunden von der Küste entfernt.


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Dunkles Bier – allerdings nicht zum Essen

Was ist typisch irisch?
Die Pubs in Irland sind ein Ereignis – egal zu welcher Tageszeit.

Das typische irische Bier Guinness ist dunkel und überraschend süßlich. Die meisten Iren trinken ihr Guinness übrigens nicht zum Essen, sondern ausschließlich im Pub. Etwas heller (und leicht rötlich) ist das ebenfalls weit verbreitete Kilkenny.

Wer auch in Deutschland auf den Geschmack kommen möchte, probiere das Guinness Draught, das es mittlerweile sogar in vielen Supermärkten gibt. In jeder Dose gibt es eine Tischtennisball-große Plastikkugel, die dafür sorgt, dass das Guinness beim Einschenken fast genauso schäumt wie ein frisch Gezapftes.

Geselligkeit im Pub, nicht nur beim Feiern

Familie, Freunde und Nachbarn sind in Irland wichtig. Und die trifft man entweder in der heimischen Wohnküche (s. nächster Punkt) oder im Pub. Selbst nach einer Beerdigung trifft sich die Trauergemeinde nach dem Gottesdienst zu einem Whiskey um die Ecke, um gemeinsam zu reden, zu trinken und um später womöglich auch ein paar Tränen zu vergießen (aus Trauer oder Sentimentalität). Und natürlich um zu singen.

Typisch irisch: offene Haustüren

typisch irisch
Legende oder Wahrheit? Die Vorliebe für bunte Fenster, Türen und Hausfassaden haben angeblich irische Soldaten aus den britischen Kolonien in Indien mitgebracht.

In den Großstädten wie Dublin, Cork und Galway sieht es vermutlich noch anders aus, aber in den ländlichen Gegenden sind die Haustüren tagsüber durchaus mal offen bzw. nur angelehnt. Allerdings nur, wenn auch jemand zu Hause ist.

Bei den vielen Familienmitgliedern mag kaum jemand ständig zur Tür laufen, wenn es pausenlos an der Haustür klingelt. Die Leute kommen einfach rein und klopfen zur Begrüßung höchstens mal am Küchentürrahmen. In den Großfamilien gibt es an den Wochenenden ein ständiges Kommen und Gehen.

Der Autor dieser Zeilen staunte nicht schlecht, als sich herausstellte, dass die nette, redselige Lady, die sich einfach mit an den Küchentisch setzte, gar nicht zur Familie gehörte. Die Dame war die Putzfrau des Hauses, war zufällig in der Gegend und kam einfach hereingeschneit. Natürlich ohne zu klingeln – die Tür war ja offen. Wunderbar!


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Typisch irisch: der Heimatbesuch

Angeblich wohnen rund 80 Millionen irisch-stämmige Menschen weltweit außerhalb von Irland. Und die kommen an den katholischen Feiertagen fast zeitgleich auf die Insel!

Wer also zum Beispiel über Ostern nach Irland möchte, sollte sich rechtzeitig um einen Flug kümmern. Eine Unterkunft bekommt man oft allerdings auch kurzfristig, denn fast jeder Zweite scheint in Irland ein so genanntes Bed & Breakfast zu betreiben, eine private Herberge, in der es auch Frühstück gibt. An Gästebetten mangelt es in Irland wahrlich nicht.

Typisch irisch: der Kreisverkehr

Was ist typisch irisch?
In Irland spart man sich die Ampeln.

Wer in Irland die ersten Meter mit dem Auto fährt und sich mit dem Linksverkehr schon etwas angefreundet hat, freut sich womöglich zu früh. Denn für ungeübte Fahrer sind die vielen Kreisverkehre eine kleine Herausforderung! Besonders verwirrend: die Blinkzeichen, die man als Auswärtiger ohne Anleitung kaum deuten kann.

Das Prinzip in einem irischen Kreisverkehr: Es wird so geblinkt, als ob man an einer Kreuzung steht. Gemeint ist, dass man überhaupt nicht blinkt, wenn man den Kreisverkehr nur überqueren will und an der gegenüberliegenden Ausfahrt wieder verlassen möchte. Möchte man hingegen die nächste Ausfahrt rechts nehmen, blinkt man bei der Einfahrt in den Kreisverkehr rechts. Möchte man links abbiegen (also an der rechten und der gegenüberliegenden Ausfahrt vorbeifahren, um dann die dritte Ausfahrt zu nehmen), blinkt man schon beim Einfahren links.

Man muss also die anderen Autos schon im Blick haben, noch bevor sie in den Kreisverkehr einfahren. Ansonsten bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als sich vorsichtig hineinzutasten. Das ist allerdings durchaus lösbar, denn die Iren sind im Großen und Ganzen recht entspannte Autofahrer. Die Hupe wird wirklich nur benutzt, um zu warnen, nicht, um jemanden zu belehren.

Besonderheiten in Irland: zweisprachige Orts- und Straßenschilder

Die Iren hegen und pflegen ihre Kultur. Dazu gehört auch die gälische Sprache (die Iren sagen auch: die irische Sprache), die von immer weniger jungen Leuten gesprochen wird. Wer aus Norddeutschland kommt, denkt hier womöglich an das Friesische.

Zu einer der wichtigsten “Pflegemaßnahmen” gehören die Orts- und Straßenschilder. Alle offizielle Ausschilderungen sind in der gesamten Republik nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Gälisch beschrieben. Die Nordiren halten es ebenso.

Die Cliffs of Moher

Was ist typisch irisch?
Die berühmte irische Steilküste – die Cliffs of Moher

Die bekannten Steilküsten an der Westküste sind eines der Wahrzeichen Irlands. Die Klippen ragen an vielen Stellen nahezu senkrecht aus dem Atlantik.

Wer in das dazugehörige Besucherzentrum möchte, muss in der Regel etwas Geduld mitbringen: Die Warteschlangen können lang sein. Der Eintritt ist zwar frei, doch die Parkplatzgebühren haben es in sich. Fußgänger und Radfahrer sind hier klar im (Preis-)Vorteil.

Typisch irisch: der Wechsel zwischen Sonne und Regen

Machen Sie sich auf zu einem Spaziergang mit Einheimischen: Selbst bei strahlendem Sonnenschein wird in Irland der Regenschirm mitgenommen, denn der Blick in den Himmel kann trügerisch sein! Der Regen kommt außerhalb des Hochsommers bestimmt – und verschwindet nach kurzem und heftigem Schauer gerne auch schnell wieder.


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Ein typisch irisches Geschenk?

Die halbe Insel scheint regelrecht zugepflastert mit Guinness-Geschenke-Shops. Hier gibt es jede Menge Nippes wie die klassischen Tulpen-Biergläser, natürlich mit entweder der irischen Flagge oder der irischen (keltischen) Harfe drauf. Und dem allgegenwärtigen Guinness-Firmenlogo. Der Schriftzug darf mittlerweile selbst als typisch irisch angesehen werden.

Aran Sweater - Aran Cardigan - typisch irisch
Den Aran Sweater gibt’s auch als Jacke: s. Foto. (Bildquelle: s. Textende)

Eine der wenigen Gegenstände, die in diesen Shops tatsächlich einen eigenen Charme haben, sind die Tin Whistles. Die Flöten kommen in der irischen Volksmusik zum Einsatz und bestehen in der Regel aus Weißblech, so dass sich der Anschaffungspreis meistens in Grenzen hält. Der Ton ist recht hoch – und bei ungeübten Spielern etwas unangenehm. So darf die Tin Whistle eher als Gag bzw. als nettes Mitbringsel verstanden werden.

Wer Freunden und Familie den hohen Ton nicht antun möchte, findet womöglich in den vielen kleinen Bekleidungsgeschäften einen schönen, warmen irischen Pullover aus meist Creme-farbener Schafswolle, den s. g. Aran Sweater (auch bekannt als Fisherman Irish Sweater). Die dicken Strickmuster, die sich über Front und Rückseite ziehen, haben der Tradition nach eine mythische Bedeutung. Jeder Strang, der sich von oben nach unten zieht, hat dabei eine andere Symbolik, wie zum Beispiel „Die Leiter des Lebens“ oder „Mutter Natur“.



Irland-typische Kleidung

Die nicht gerade pflegeleichten Aran Sweater sind eher etwas für das Wochenende – wenn überhaupt. Abseits der Großstädte mögen es die Iren eher praktisch. Bei dem wechselhaften Wetter ist dieses in erster Linie wind- und wasserfeste Outdoor-Kleidung. Für feierliche Anlässe hat man in Irland allerdings auch immer etwas Festliches griffbereit im Schrank.

Typisch Irland: der St. Patrick’s Day

Jedes Jahr am 17. März steht die Insel Kopf: Zum St. Patricks Day bekommt so ziemlich jeder Ire heimatliche Gefühle und sucht so viele grüne Kleidungstücke aus dem Kleiderschrank wie nur möglich. Das gilt selbstverständlich für alle Iren weltweit.

Der St. Patrick’s Day wird zu ehren des irischen Bischofs Patrick gefeiert, der als Schutzpatron Irlands gilt. Bischof Patrick lebte im 5. Jahrhundert und gilt bei den Katholiken als Heiliger.

St. Patrick's Day - Chicago
Der Chicago River zum St. Patrick’s Day am 12. März 2005 – Foto von Knowledge Seeker (eigenes Werk) via Wikimedia Commons – Link: s. Beitragsende

Die Iren brauchen grundsätzlich nicht unbedingt einen Grund, um die Korken knallen zu lassen. Wenn es aber tatsächlich einen Grund gibt, dann gibt es eine besonders große Sause. Der St. Patrick’s Day wird mittlerweile auch außerhalb Irlands mit Festivals und Straßenumzügen gefeiert. Oftmals ist dieses den vielen ausgewanderten Iren zu verdanken, die ihre Bräuche und Gewohnheiten rund um die Welt getragen haben. So gibt es zum Beispiel in München seit 1996 jedes Jahr eine St. Patrick’s Day-Parade, bei der nicht nur irische Gruppen dabei sind, sondern auch schottische, englische und deutsche. Teilnehmer- bzw. Zuschauerzahl: regelmäßig über 25.000 Menschen!

Auf die Spitze treiben es die Menschen in Chicago: Anlässlich des St. Patrick Day’s wird der Chicago River jedes Jahr grün gefärbt (s. Foto). Als Färbemittel werden rein pflanzliche Farbstoffe verwendet, so dass es für Fluss und Ufer keine bösen Nachwirkungen gibt. Den Brauch haben mittlerweile auch andere Städte übernommen. (Wobei man schlecht sagen kann, wer damit angefangen hat.)


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(Bildnachweis Foto oben (Rory McIlroy): von TourProGolfClubs – http://www.flickr.com/photos/tourprogolfclubs/8934210561/, CC BY 2.0, LinkBildnachweis Foto Mitte (Aran Cardigan): by Lisa Dusseault from USA – Aran Sweater, CC BY 2.0, Link); Bildnachweis Foto unten (St. Patrick’s Day): by Knowledge Seeker, veröffentlicht als gemeinfrei; Link) /st. patricks day/ besonderheiten irland