Lisselan Golf Club - Irland
Das Green der Bahn 8 des Lisselan Golf Club im County Cork

Wer in Irland im Gelände unterwegs ist, braucht stramme Waden. Es geht unaufhörlich auf und ab, der kernige Atlantik-Wind tut sein Übriges. (Kein Wunder, dass man auf den Straßen so gut wie keine Radfahrer sieht.) Hat man nun auch noch ein Golfbag dabei, wird es richtig haarig.

Im Lisselan Golf Club, in der Grafschaft Cork, wird es bereits auf dem Weg zum zweiten Abschlag dermaßen steil, dass die Club-Oberen sich etwas haben einfallen lassen, damit den Golfern nicht gleich schon nach dem Start die Puste ausgeht. Eine Mischung aus Kohlen-Lore und Jim-Knopf-Lok wird von einer Seilwinde den steilen Anstieg hochgezogen und bringt die Golfer zur zweiten Tee-Box.

Einen “Lokführer” gibt es nicht, die Passagiere lösen die Fahrt per Knopfdruck aus. Oben angekommen, wird die Lok wieder nach unten geschickt, so dass der nachfolgende Flight nicht unnötig warten muss. Eine zweite Lok wartet vor Bahn 4. Diese war zum Zeitpunkt des Besuchs (Frühjahr 2019) allerdings außer Betrieb.

So weit, so steil. Der Lisselan Golf Club hat allerdings noch mehr zu bieten als ungewöhnliche Transportmittel.

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Während die ersten fünf der insgesamt neun Bahnen noch vergleichsweise unspektakulär ausfallen, wird es ab Loch 6 spannend. Das Platzprofil bleibt hügelig und wird zugleich durch schmalere Fairways und zum Teil recht lebhafte Bachläufe aufgepeppt. Die Parklandschaft ist besonders auf den letzten vier Bahnen bemerkenswert schön.

Auf Bahn 8 muss das Wasser gleich zweimal überquert werden: einmal direkt am Abschlag, zum zweiten Mal direkt vor dem Green. Die Wasserüberquerung zum Green fällt dabei besonders sportlich aus, ja geradezu überproportional hart. Der Bachlauf ist an dieser Stelle besonders breit. Und da das dahinter liegende Green auf allen vier Seiten stark abfällt, muss man seine Landezone ziemlich genau treffen. An einem Wedge führt kaum ein Weg vorbei – was wiederum schwierig wird, wenn man den Annäherungsschlag nicht wirklich dicht ans Wasser geschlagen hat.

Hoffen auf den neuen Eigentümer im Lisselan Golf Club

Die Anlage an sich macht, ehrlich gesagt, keinen gepflegten Eindruck, was Golfer, die ausschließlich wegen des Spiels gekommen sind, allerdings kaum beeindrucken dürfte. Die Fairways und Greens sind gepflegt und lassen sich prima spielen. Das Clubhaus verdient wiederum seinen Namen nicht: Das Häuschen ist vollkommen heruntergekommen, sowohl von außen, als auch von innen. Der Asphalt der Wege zwischen den Spielbahnen ist massiv durchlöchert. Spätestens beim nicht abschließbaren Außenklo könnte bei dem einen oder anderen Besucher die Stimmung kippen. Die heimischen Golfer scheint’s nicht zu stören.

Ein gerade vollzogener Eigentümerwechsel verspricht Hoffnung, so die ausgesprochen nette Dame, die das Greenfee in Empfang nimmt und die Leihschläger ausgibt. Der abwechslungsreiche und außergewöhnlich charismatische Platz ist es allemal wert – zumal der Platz selbst offensichtlich viel Zuwendung erhält.

Denkt man nach zwei 9er-Runden an das Preis-Leistungsverhältnis, kommt man ins Grübeln, ob nicht doch alles gut ist, wie es ist. Zweimal 9 Löcher kosten gerade einmal 20 Euro, den Satz Leihschläger gab’s ausnahmsweise umsonst oben drauf. Die Großzügigkeit war an der Stelle allerdings auch bitter nötig: Das Leih-Set war zum Zeitpunkt des Besuchs in einem ähnlich miesen Zustand wie das Clubhaus. Dem Spaß auf der Runde hatte dies kaum Abbruch getan. Der Platz ist einfach zu abwechslungsreich und zu schön, als dass man sich von lädiertem Equipment oder löchrigem Asphalt die Stimmung verderben lässt.


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