Habe ich Massiel gebeten, mich bei meinem ersten Besuch auf dem Golfplatz seit einer kleinen Ewigkeit zu begleiten? Hab ich! Habe ich morgens am Frühstückstisch womöglich den einen oder anderen Gag über ihr neues Frühlings-Outfit zu viel gemacht…? Vielleicht.
18 Monate komplett ohne Golf (corona- und krankheitsbedingt) haben ihre Spuren hinterlassen. Meine persönliche Kamerafrau sollte mit geschickten Schnitten in der Postproduktion den Eindruck vermitteln, dass ich dennoch golfe wie ein junger Gott. Letztlich muss man sagen: Da gab’s wohl ein Missverständnis. Oder sie hat mich eiskalt auflaufen lassen. Der Satz “Hätte schlimmer kommen können” sollte jedenfalls nicht zentraler Bestandteil dieses Videos sein.
“Angolfen” nach 1 ½ Jahren Pause – Der Einfachheit halber ging es Ende Februar auf den Kurzplatz im Märkischen Golfclub Potsdam, rund 30 Autominuten von der Berliner Stadtgrenze entfernt (s. a. Golfclubs in Berlin und Brandenburg). Btw: Die gesamte Anlage ist nicht nur schön und hat eine der größten Driving Ranges, die ich kenne. Es gibt hier auch durch die Bank weg freundliche Leute am Empfang und im sonstigen Club-Betrieb. Ich bin wirklich gerne hier.
Bei nicht einmal 10 Grad und leichtem Nieselregen war auf der gesamten Anlage – vom Clubhaus über die Driving Range bis hin zu den drei Plätzen (Kurzplatz, 9- und 18-Loch-Platz) – nicht viel los. Das lag sicherlich nicht nur an Wetter und Jahreszeit (die Sehnsucht nach Golf ist vielerorts noch nicht erwacht, stelle ich u. a. anhand der Aufrufzahlen dieser Website fest), sondern wohl auch am Respekt vor Corona. Zumindest in meinem Umfeld nimmt kaum jemand eine potentielle Erkrankung auf die leichte Schulter.
Um es ganz klar zu sagen:
Vorerkrankte in meinem Umfeld vermeiden es tunlichst, die eigene Lage noch schlimmer zu machen; Gesunde wollen wegen etwas Unachtsamkeit bloß nichts heraufbeschwören.
Man braucht keiner Panikmache zu verfallen um zu verstehen, dass einem eine Lungenerkrankung bei einem ungünstigen Verlauf das Leben nachhaltig zur Hölle machen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass es einen erwischt, steht auf einem anderen Blatt bzw. kann jeder für sich beurteilen.
Was wir, Massiel und ich, nun bemerkenswert fanden, war (und ist nach wie vor) die Diskussion, ob man Golfplätze während der Coronapandemie wirklich schließen sollte. Um es nochmal klarzustellen: Keiner von uns nimmt diese vermaledeite Virus-Geschichte auch nur ansatzweise locker. Doch zur Wahrheit gehört eben auch, dass zusätzlich zum körperlichen Wohlbefinden auch die Psyche leidet, wenn über Monate kein seelischer Ausgleich zur sozialen Eingeschränktheit oder gar Isolation, zum ewiggleichen Home-Office-Alltag oder zur Sorge um die persönliche wirtschaftliche Lage stattfinden kann. Kinos, Restaurants und Bars bleiben geschlossen. So hart, mehr noch: so katastrophal das für Betreiber, Angestellte und alle Beschäftigten aus den Zuliefererbranchen ist, so nachvollziehbar ist es im ersten (sic!) Schritt, die Leute vor einer Verbreitung des Virus’ mit einem Lockdown schützen zu wollen. Um Wirtschaftlichkeit ganzer Branchen und Regionen auch nur halbwegs zu ermöglichen, braucht es allerdings Augenmaß.
Dass Fall-zu-Fall-Entscheidungen schwierig sind, glaube ich gerne. Als Verwaltungsmitarbeiter einer Gesundheitsbehörde möchte ich mit keinem Restaurantbetreiber über Details verhandeln, die über “Geöffnet” oder “Geschlossen” entscheiden. Nun aber pauschal ganze Bereiche zu sperren – in diesem Fall: komplette Golfanlagen – kann es aber auch nicht sein.
Was wir an diesem Wochenende im Februar beobachtet haben, ist eine Anlage, die dermaßen weitläufig ist, dass man mitnichten Gefahr läuft, jemandem dichter als 1,50 Meter zu kommen. Aufpassen muss man, das ist klar. Im Gegensatz zu einem Supermarkt am Samstagmittag ist das aber überhaupt kein Problem. Selbst dann nicht, wenn auf der Anlage Hochbetrieb herrscht. Das Hygienekonzept vom Märkischen funktioniert zudem super. Im Golf-Shop inkl. Counter dürfen sich immer nur max. 3 Personen aufhalten, in die Umkleiden dürfen immer nur max. 2 Personen – Mund- und Nasenschutz müssen sogar auch auf dem Parkplatz getragen werden. Das Restaurant inkl. der Terasse ist natürlich weiterhin geschlossen. Golfer buchen online ihre Startzeiten und betreten das Clubhaus also höchstens, um mit den Personen am Counter zu sprechen. Und die sind seit Corona hinter einer dicken Plexiglasscheibe geschützt. Well done.
Golf und Corona: Funktionierendes Hygienekonzept das A und O
Meine Forderung nun: Wenn es möglich ist, das Hygienekonzept dermaßen gut umzusetzen, wie ich es im Märkischen gesehen habe, dann sollten Golfanlagen auch bei steigenden Inzidenzwerten geöffnet bleiben. Vorausgesetzt natürlich, dass sich alle Personen auf der Anlage auch wirklich an die Abstandsregeln und Hygienevorgaben halten! Das muss dann auch stichprobenartig geprüft werden. Wenn alles glatt läuft, haben viele Menschen die Möglichkeit, der außerordentlichen Belastung in dieser harten Zeit zumindest für ein paar Stunden zu entfliehen. Und ein wirtschaftlich arbeitender Betrieb – in diesem Fall: der Golfclub – muss sich ein Stückchen weniger um seine Existenz sorgen.