Das Handicap beim Golf gibt an, wie gut ein Spieler ist – und zwar unabhängig von der Spielstärke anderer Golfer.
Inhalt
1. Das Golf-Handicap
Das Golf-Handicap (kurz: Hcp) ergibt sich aus der Differenz von:
a) den Schlägen auf einer Golfrunde, die der Golfer braucht und
b) der vorgegebenen Anzahl Schlägen, die für den Platz vorgesehen sind (als Par gekennzeichnet).
Braucht ein Golfer nun zum Beispiel auf einem Golfplatz, der ein Par von 72 hat (also ein Platz, auf dem man idealerweise 72 Schläge für alle Löcher braucht) genau eben jene 72 Schläge, dann hat er ein Handicap von 0. Braucht er zehn Schläge mehr, hat er ein Handicap von -10 usw. Die meisten Golfplätze haben ein Par von 72.
Dieses ist lediglich eine vereinfachte Darstellung. Die genaue Ermittlung des Golf-Handicaps berücksichtigt noch weitere Faktoren wie zum Beispiel den Schwierigkeitsgrad eines Golfplatzes.
Mehr dazu im unteren Abschnitt 2. So wird das Handicap besser oder schlechter.
Beachten Sie: Par ist die Kurzform von Professional Average Result. Übersetzen könnte man dieses mit Ergebnis eines professionellen Spielers. Man kann also nicht davon ausgehen, dass ein Hobbyspieler ohne Weiteres dieses Ergebnis erzielt. Wer also nicht gerade ein ambitionierter Hobby-Golfer mit langjähriger Erfahrung ist, wird eine Runde kaum mit einem Par 0 oder einem Ergebnis auch nur in der Nähe von 0 beenden. Golf-Anfänger müssen also nicht irritiert sein, wenn die erste Runde jenseits von Par 0 (auch schlichtweg Par genannt) endet.
2. So wird das Golf-Handicap besser oder schlechter
Das persönliche Golf-Handicap (auch Vorgabe genannt) kann man lediglich verbessern oder verschlechtern, wenn man entweder:
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- an einem offiziellen Turnier teilnimmt, zum Beispiel im heimischen Golfclub oder
- eine vorgabenwirksame Golfrunde spielt.
Wer als Anfänger eine vorgabenwirksame Runde (auch “Extra Day Score” genannt) außerhalb eines Turnier spielen möchte, muss sich von einem Spieler begleiten lassen, der mindestens ein Handicap von -36 vorweisen kann. Dieser übernimmt dann das Zählen und gibt beim Club das offizielle Ergebnis der Runde an.
Eine vorgabenwirksame Runde muss vorab im Clubhaus angemeldet werden und kann nur im Heimatclub des Golfers durchgeführt werden (s. a. Golf-Handicap verbessern).
Bis vor ein paar Jahren startete man seine Golf-Karriere direkt nach der Platzreife automatisch mit einem Handicap von -54. Mittlerweile beginnt man ohne ein Handicap, man muss sich sein erstes Handicap also erspielen. Dieses ist nur während eine Turniers möglich, nicht auf einer vorgabenwirksamen Runde.
Errechnet wird das Handicap mittels des World Handicap Systems (WHS), das weltweit angewendet wird.
>> So verbessern Sie Ihr Golf-Handicap
2.1 Der Unterschied zwischen Stammvorgabe und Clubvorgabe
Die niedrigste Vorgabe ist -54, verschlechtern kann man sich also nicht. Von einem Handicap beim Golf spricht man genau genommen allerdings erst, wenn ein Spieler mindestens -36 erreicht hat. Ab hier spricht man auch von einer Clubvorgabe. Alle anderen Golfer (also Spieler mit einer Vorgabe zwischen -54 und -36) haben stattdessen eine Stammvorgabe.
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- Stammvorgabe: -54 bis -37
- Clubvorgabe: ab -36
Ein Handicap haben streng genommen also nur jene Golfer, die eine Vorgabe von -36 oder besser haben. Unter Golfern nimmt man es damit allerdings nicht ganz so genau und spricht im “Golfer-Alltag” in jedem Fall von einem Handicap, also auch, wenn der Spieler lediglich eine Stammvorgabe hat.
>> Handicap beim Golf: Was ist gut?
2.1.1 Verschiedene Ermittlungsgrundlagen
Zwischen Stamm- und Clubvorgabe gibt es ein paar Unterschiede bei der Berechnung. So können sich zum Beispiel die Stammvorgaben je nach Spielergebnis nach oben oder nach unten verändern, während die Clubvorgaben nicht schlechter werden. Wer also einmal eine Handicap von -36 erreicht hat, wird nicht mehr in den Bereich der Stammvorgaben rutschen. Der Vorteil der Stammvorgabe ist zudem, dass Erfolge (also Runden mit gutem Ergebnis) viel deutlicher zum Tragen kommen als Misserfolge. Dieses soll Anfängern dabei helfen, schnell zu Erfolgserlebnissen zu kommen, selbst dann, wenn es mal Runden mit schlechten Ergebnissen gibt.
Die Berechnung des Handicaps bzw. die Berechnung von Stamm- und Clubvorgabe ist nicht ganz einfach, da die verschiedenen Schwierigkeitsgrade der Golfplätze mit in die Bewertung einfließen. Die tatsächliche Ermittlung eines Handicaps wird daher deutlich differenzierter vorgenommen als oben beschrieben. Zudem haben die nationalen Golfverbände weltweit jeweils verschiedene Methoden, die Werte zu ermitteln. In den USA sieht es zum Beispiel anders aus als in Deutschland.
3. Brutto- und Netto-Wertung beim Golf-Handicap
Um Spieler sinnvoll und fair gegeneinander antreten lassen zu können, werden die Schläge nicht nur gezählt und zusammengerechnet (was dem Brutto-Ergebnis entspricht). Berücksichtigt werden zudem die jeweiligen Vorgaben der beiden Spieler, so dass sich aus den Brutto-Ergebnissen und den Vorgaben das so genannte Netto-Ergebnis ergibt.
Dabei kann man die Vorgaben bzw. das Handicap als eine Art Rabatt für den schwächeren der beiden Golfer verstehen. Der Spieler mit dem größeren Handicap bekommt also einen größeren Rabatt, der andere Spieler einen eher kleineren.
Das Prinzip: Die Spieler ziehen ihre Vorgabe (ihr Handicap) von ihrem Brutto-Ergebnis (also den tatsächlich benötigten Schlägen) ab, um ihr jeweiliges Netto-Ergebnis zu erhalten.
Ein Beispiel
Zwei Golfer spielen auf einem Platz, der mit Par 72 ausgewiesen ist. Golfer Nummer eins ist Anfänger und hat eine Vorgabe von -54, Golfer Nummer zwei ist schon weiter und hat eine Vorgabe von -36.
Golfer Nummer eins benötigt 127 Schläge – sein Brutto-Ergebnis. Zieht er davon nun seine Vorgabe von -54 und die Vorgabe des Platzes (72) ab, erhält er sein Netto-Ergebnis: 127 – 54 – 72 = 1
Netto-Ergebnis Spieler eins: +1
Golfer Nummer zwei benötigt 110 Schläge – sein Brutto-Ergebnis. Zieht er davon nun seine Vorgabe von -36 und die Vorgabe des Platzes (72) ab, erhält er sein Netto-Ergebnis: 110 – 36 – 72 = 2
Netto-Ergebnis Spieler zwei: +2
Damit hat der eigentlich schwächere Spieler Nummer eins das Spiel gewonnen, denn sein Netto-Ergebnis (+1) ist besser als das Netto-Ergebnis seines Kontrahenten (+2).
4. Handicap bei den Profis
Bei den Profis wird kein Golf-Handicap geführt: Wer vom Amateur- ins Profi-Lager wechselt, verliert sein Handicap. (Somit kennen Sie auch die Antwort auf die Frage „Welches Handicap hat eigentlich Tiger Woods?„.) In der Regel ist es so, dass ein Spieler ein “positives” Handicap führt (z. B. Hcp +2), ehe er zu den professionellen Golfern hinüber wechselt.
Als spielstarker Amateur gelten übrigens Spieler, die mindestens ein Handicap von -18 haben. Ein Handicap im einstelligen Bereich wird als Single-Handicap bezeichnet, von einem Scratch-Handicap spricht man, wenn Spieler um Par 0 spielen.
>> Lesen Sie auch: Stableford-Punkte berechnen – So geht’s
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